Restaurierungsprozess einer Donatus Filano
aus dem Jahre 1766


Die folgenden Seiten zeigen den Ablauf dieser aufwändigen Restaurierung.
Vor einer Restaurierung spreche ich mit dem Besitzer des jeweiligen Instruments darüber, welche Bedeutung das Instrument für ihn hat. Für einen Sammler oder für ein Museum zum Beispiel besteht die oberste Priorität im Erhalt historischer Objekte. In einem solchen Fall werden nur diejenigen Arbeiten ausgeführt, die notwendig sind, um das Instrument möglichst original zu erhalten und vor weiteren Schäden zu bewahren.
Ein aktiver Mandolinenspieler hingegen möchte das Instrument aber vielleicht gerne wieder spielen. Ihm geht es dann in erster Linie um die Funktionalität und erst in zweiter Line um den historischen Erhalt. So auch im Falle dieser „Filano“. Sie sollte wieder möglichst so erklingen wie einst im 18. Jh. und sich als konzerttauglich erweisen, d.h. leicht spielbar, zuverlässig und haltbar sein. Dementsprechend mussten bisweilen Kompromisse gefunden werden zwischen der Bewahrung und Herstellung des Originalzustandes und der Funktionalität.

                                              Abbildung rechts, nach der Restaurierung
Abb. Links:
Auf den ersten
Blick scheint das
Instrument in
ganz ordentlichem
Zustand zu sein.
Doch bei genauerer Untersuchung wurde deutlich, dass die Decke nicht nur etwas verzogen, sondern regelrecht eingebrochen und stark verworfen war. Ein solcher Schaden kann nur bei abgenommener Decke ordentlich gerichtet werden.
Nachdem die Decke abgenommen worden war, fiel auf, dass die Balken nach außen hin unsachgemäß dünner gemacht worden waren. Eine Originalbeleistung des 18.Jh. hat stärker ausgelegte Balken. Das hieß, dass die Decke neu beleistet werden musste. Die offensichtlichen Schwachstellen der Decke, Schalllochseiten und geschwächte Mittelfuge, mussten auch etwas verstärkt werden, damit die Decke auf Dauer dem Saitenzug standhalten kann.
Die Decke wurde gesäubert, Mittelfuge und Risse geleimt und die Verformungen wieder begradigt. Dann wurde entsprechend anderer Mandolinen von Filano, die ich vermessen hatte, die Beleistung erneuert.
Die Muschel war zuvor auch schon einmal repariert worden.
Neben ein paar offenen Fugen längs der Späne und Adern waren zwei Späne durchgebrochen, standen offen und waren verzogen.
Der Bereich um die Risse und Brüche wurde gesäubert, die gebrochenen Teile zusammengepasst, verleimt und anschließend von innen mit Leinenstreifen verstärkt und farblich angeglichen.
Nachdem das Innere der Muschel und die Innenseite der Decke fertig waren,
wurde die Decke wieder genau in der ursprünglichen Position aufgeleimt.
Die lockeren Randeinlagen wurden zum Teil entfernt und wieder neu eingesetzt.
Fehlende Perlmutteinlege-arbeiten im Kopf mussten ersetzt, viele lockere Teile neu verleimt und Haarrisse geschlossen werden.
Die Wirbellöcher sahen grob aufgefeilt aus und waren viel zu groß für Mandolinenwirbel. Offensichtlich hatte ein Dilettant im 19./ 20/ Jhd. eine Metallmechanik aufgeschraubt.
Die Löcher mussten deshalb zuerst wieder vollständig mit Holz geschlossen werden.
Abgesplitterte Schildpattkanten und Löcher im Schildpatt wurden ausgebessert und die Wirbellöcher danach neu gebohrt und aufgerieben.
Nachdem die Decke wieder auf der Muschel aufgeleimt worden war, wurde ersichtlich, dass sich der Hals über die Jahrhunderte zu weit nach vorne gebogen hatte, sodass es nun unmöglich war, eine annehmbare Saitenlage einzurichten.
Ich war also gezwungen, den noch sehr stabil verleimten und genagelten Hals abzunehmen, wobei das Ende des geschmiedeten und eingerosteten Nagels im Hals steckenblieb. Nachdem der Hals wieder im korrekten Winkel angeleimt worden war, wurde er nicht genagelt, sondern durch eine Holzverbindung stabilisiert.
Leider waren auf dem Griffbrett einige der Schlitze für die Bunde so ungenau eingesägt worden, dass sie dem heutigen Anspruch für eine wohltemperierte Stimmung nicht genügen konnten.
Eine vermittelnde Mensur musste errechnet und die ungenauen Bundschlitze neu gesägt werden. Die Einlegearbeiten wurden dann dementsprechend ausgebessert.
Viele Haarrisse in der Muschel mussten geleimt und Schäden der Beinadern ausgebessert bzw. ersetzt werden. Blanke Holzstellen wurden nachgebeizt und retuschiert und später dünn nachlackiert.
Da nur noch zwei Originalwirbel vorhanden waren und der Originalsteg gebrochen und zu niedrig war, mussten diese Teile neu angefertigt werden.
Nachdem die Retuschier-, Lack- und Polierarbeiten abgeschlossen waren, wurden die Saiten aufgezogen und die Saitenlage an Steg und Sattel optimiert. Dann war die Mandoline wieder spielbereit.
Heute erfreut die „Filano 1766“ wieder viele Zuhörer in internationalen Konzertsälen, was wohl ganz im Sinne Donatus Filano gewesen sein dürfte, und ich freue mich, dass ich als „Werkzeug“ dafür habe dienen können.
Neben der prunkvoll verzierten Donatus Filano von 1766 eine schlichtere, ebenso von mir restaurierte Mandoline des gleichen Meisters aus dem Jahre 1777.